Mit dem Ford Taunus zum 24h-Rennen am Nordring

[21.05.2016] Wozu werden Autos gebaut? Zum Fahren! Gerne auch rund um die Uhr.



Zur Vorgeschichte ...

Auf der Suche nach Sitzen mit Kopfstützen für den Knudsen stolperten wir im Jänner 2015 über eine blaue Sitz-Garnitur im Waldviertel. Auf meine Standardfrage "Was ist mit dem Rest vom Auto?" bekam ich eine stolzerfüllte Antwort:

" Damit fahren wir in Fuglau beim 24h Rennen mit! "

Ich war auf das Team "Nintendo-Racing" gestoßen, die eben entschieden hatten, dass auf der Rundstrecke Schalensitz und Überrollkäfig besser sei als eine plüschigen Inneneinrichtung mit 30 und mehr Jahren auf dem Buckel.

Die Herren Mario Holas, Patrick Koppensteiner, Manuel Stangl, Dominik Stark, Manuel Österreicher, und Gerald Buchsbaum wollten also dem alten Ford das Rallyefahren beibringen. (Später sollte Alexander Gintner noch das Team erweitern). Ein ehrgeiziges Projekt, denn schon durch die Vorderachskonstruktion mit dem hohen Motor-Schwerpunkt zählt übermäßige Sportlichkeit nicht wirklich zu den herausragenden Eigenschaften der Familienlimousine.

Gruppenbild mit Ford  
Überrollkäfig, streng bewacht  

Das Rennen 2015 war dann eine Regenschlacht, und um 2h Nachts schlug dann auch noch der Fehlerteufel zu. Nach 4 Stunden Fehlersuche warf man das regennasse Handtuch. Erst zuhause im Trockenen fand man den Schuldigen: ein Wackelkontakt an einer Lötstelle im Verteiler.

Schwamm drüber, 2016 wird alles besser!

Relaunch 2016

Dem Team-Namen entsprechend und standesgemäß gekleidet ging man 2016 zuversichtlich an den Start.

24h-Stunden am Nordring bedeut Motorsport aus dem Handgepäck: Mit eigener Stromversorgung im Infrastruktur -freien Niemandsland, 10km von der Tankstelle und mit etwa drei Klomuscheln für sämtliche Zuschauer und Teilnehmer.

Man hat mit, was man nicht zu brauchen hofft. Man hofft mitzuhaben, was man braucht. Und hilft sich gegenseitig, die Soll-Distanz von 1200km zu absolvieren.

(c) Foto Alexander Gintner

Nintendo-Racing zog mit ein paar Schachteln Ersatzteilen, 4 Reserve-Reifen und einigen Extra-Laufmetern an Auspuffrohren ins Feld, wohlsortiert neben Griller und Külschrank in einem Feuerwehr-Rot-Kreuz-Zelt. Den 1600er hatte man mit Unterfahrschutz und Überrollbügel aufgerüstet, der Tank war in den Kofferraum übersiedelt und statt dem Beifahrersitz fuhr ein Feuerlöscher mit. Unser Part war es, mit einer Mondeo-Kofferraumfüllung an Taunus-Teilen als "Glücksbringer" den für 16:00 geplanten Zieleinlauf sicherzustellen.

Mit Super-Mario am Dach ...
und Donkey-Kongs Bananen am Heck
... mitten im Renngeschehen.

Beim Betreten des Fahrerlagers konnten wir gerade noch einen Blick auf den frisch aufgetankten Taunus werfen, der eben zurück auf die Rundstrecke rollte. Hinten eine eingeknickte Türe mit geborstener Scheibe, oje ! Aus den Resten der Rücklichter starrten nackte Glühbirnen auf die nachfolgenden Autos - unübersehbare Zeugen vom heftigen Körperkontakt der teilnehmenden Fahrzeuge. OK - hier gehts ernsthaft zur Sache.

Nächtliche Verteiler-Pflege
(c) Foto Kerstin Koppensteiner  
Hält der Auspuff bis zum Ende ?

Die Tribüne am Nordring ist ein umlaufender Erdwall, die beste Position darauf bestimmt der Wind: Die Strecke ist nur zu etwa 40% asphaltiert, der Rest entwickelt sich bei Trockenheit zur Staubschleuder. Zwar fährt stündlich das Wasserfass eine Runde, aber für Kontaktlinsenträger kann der Event ins Auge gehen.

Wir waren eher deswegen zu Tränen gerührt, dass da ein tapferer Taunus nahezu ständig am Überholen war. Die Kurve im Grenbereich zwischen Grip und Drift umzirkelnd, zeigte er den nachfolgenden Rennautos in riesigen Lettern auf der Heckscheibe unsere Webadresse www.taunus.at !

Üblicherweise heißt das natürlich "den Auspuff zeigen". Der war aber ab ca.13:00 nicht mehr herzeigbar. Der hielt sich mit letzter Kraft ausbalanciert zwischen Krümmer und Starrachse mehr oder weniger fest. Ohne Auspuff gibt's Rennausschluß, da hieß es dann vorsichtig allen Schlaglöchern ausweichen...

Oder zumindest fast allen...

Den meisten...

Ein paar zumindest...

Zumindest den größeren...

Wenigstens am Übergang zwischen Asphalt und Schotter vorsichtig fahren...

Wurscht - solange er hält, draufgehalten! Go, Taunus, go !!

Mit sichtbaren Kampfspuren ...
und bleischwerem Gasfuß
...dem Ziel entgegen.

Mittlerweile waren die Jungs bereits zum vierten Mal in Horn bei der Tankstelle gewesen. Der neue Vergaser sorgte zwar für guten Vortrieb, war aber mörderisch durstig. "Kraft kommt von Kraftstoff", das wird wohl so stimmen. Allerdings wurden mit der Spritmenge auch der Sand gleich durchgespült, denn die Spezial-Luftfilterkonstruktion stoppte nur Fremdkörper, die größer sind als eine Wespe.

Schlussendlich wurden etwa 360 Liter Super in Geschwindigkeit umgewandelt. Ohne dabei rot zu werden, können das eigentlich nur US-Car-Fahrer und Jaguar-Piloten in Liter-auf-100km umrechnen.

Kilometer auf 100 Liter wäre da die bessere Maßeinheit ...

Hinten wird eingefüllt...
was vorde vergurgelt wird.

Gegen 16h leerte sich das Fahrerlager, die Meute wollte den Zieleinlauf sehen. Ein Käfer, Kilometerstand 1199km, ließ sich vom Abschleppwagen noch einmal um den Kurs bringen. Einige fahrtüchtige Fahrzeuge, die schon aufgegeben hatten, weil sich die 1200 nicht mehr erreichen ließen, kehrten auf die Strecke zurück. Die müden Gesichter bereiteten sich schon auf den Ausdruck der Erleichterung vor.

Endlich - die karierte Flagge !

Volle 1200 Kilometer sind es für Nintendo-Racing im Taunus knapp nicht geworden. Es gab Platz 25 von 54 mit 1159km auf der Uhr.

Ohne nennenswerte Defekte durchgefahren und auf eigener Achse ins Ziel: eine Top-Leistung für 7 Buben in einer untermotorisierten Spießerkarre.

Herz, was willst du mehr?

Naja, zusätzliche 41 km vielleicht?

Es braucht ja auch für 2017 ein Ziel.

Zuversichtlich in die letzte Stunde
Geschafft: 24h gefahren!
Verdienter Sektempfang

"Lessons learned" oder der Plan fürs nächste Jahr:

  •   Erstens: Ein Taunus fährt. Punkt, aus, Ende.

  •   Es gibt seltene Ausnahmen von Punkt 1.

  •   Backups für die Auspuff-Fixierung vorsehen.

  •   Die Boxenstopp-Strategie verfeinern - ein echter Füll-Trichter statt der abgeschnittenen Mineralwasser-Flasche

  •   Der Vergaser muss noch ein bissl justiert werden. Finanziell wär der Spritverbrauch einmal im Jahr zu ertragen, aber so oft Tanken verbraucht wertvolle Zeit.

  •   Es braucht "Nintendo-Racing" Team-Shirts. Vorzugsweise in feuerfest für die Jungs und bauchfrei für die Grid-Girls.

  •   Nächstes Jahr werdens mindestens 1200km. Siehe Punkt 1.

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Es besteht kein Zusammenhang mit der Ford Motor Company Austria.
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