[15.03.2019] Spezialprojekt: Ein Modellauto aus Beton.
Teil 1: Vorwort und erste Form
Während andere als Schweißer oder Ventil-Einsteller arbeiten, bin ich unter die Bildhauer gegangen.
Modelle kann man kaufen, bzw. hab ich ohnehin schon alles, was zum Thema Taunus auf dem Markt ist und mich interessiert.
Was es aber nicht gibt, ist eine Outdoor-Variante.
Ich hab mir in den Kopf gesetzt, Elefantenohr-Taunüsse in Ziegelsteingröße aus Beton zu machen.
In diesem Maßstab, irgendwo zwischen 1:18 und 1:10 gibt es keinen 3er Taunus, höchstens den von Galgo.
Der ist aber so daneben, der ist kein Vorbild.
Dann eben schon eher selber einen formen - ein bisschen Richtung "koolart", also eine automobile Karikatur,
wo die charakteristischen Merkmale überzeichnet werden.
Gemacht hab ich sowas noch nie, aber wenn ich es nicht durchziehe, bringe solche Gedanken nicht aus dem Kopf.
Also mal grob für die eckige Grundform ein Papiermodell am PC gemacht.
Motorhaube länger, Coke-Bottle-Linie überzeichnet und Dachlinie nach hinten geneigt -
die Räder werden mal sicher nicht rund - das steht fest.
Was am Papier vielversprechend aussah, wurde beim Ausgießen mit Gips zunichte gemacht.
Hätte man sich denken können, dass da alles aufgeweicht wird.
Es blieb ein Klumpen:
Also trocknen lassen, schleifen und die markante Sicke an der Gürtellinie geformt:
Ausgeschnitten aus Karton, mit Gips angeklebt und nachgearbeitet.
Die Fensterrahmen der B-Säule sind Gipsklumpen, die in den paar Minuten, wo sie sich das noch gefallen lassen, mit einem Stechbeitel zurecht geschnitzt wurden. Das ist eine Sch...Arbeit, denn man hat immer etwa nur 5-10 Minuten Zeit - dann ist der Gips zwar angetrocknet, aber noch nicht fest genug zum Weiterarbeiten.
Ein paar Schleif- und Spachtelorgien später, bei der erstem Rad-Anprobe, läßt sich mit etwas gutem Willen schon das Ziel erkennen.
Die Räder sollen markant ausgestellt werden, mit übertriebenem Sturz.
Dazu mal einen Satz Ghia-Felgen aus festem Karton geschnippelt:
Die Stoßstange kommt aus Holz,
für die überarbeiteten Fensterrahmen vorne und Hinten wird wieder ein Karton herhalten müssen.
Die Räder waren in der ersten Ausgabe etwas gar breit geworden, da musste die Säge nochmal ran.
Den Grill habe ich nach gefühlten tausend Versuchen mit unterschiedlichen Materialien schlussendlich genervt aus
Zahnstochern gebaut.
Hauptsache mit Pflaume.
Zwischendurch mal den wilden Materialmix mit weißer Innendispersion optisch angeglichen,
hat das schon gewisse Ähnlichkeiten.
Und immer wieder dazwischen schleifen, schleifen schleifen.
Für die Modellier-Arbeiten und die Spachtelei hatte zu diesem Zeitpunkt die Wand-Spachtelmasse
aus der Tube den Gips ersetzt, die Anrührerei war einfach nur mehr nervig.
Ab jetzt weiß ich übrigens ganz genau, wie ich das eigentlich hätte machen müssen, damit die Form schöner und präziser wird.
Aber ein Reset kommt nicht in Frage, dafür stecken in diesem Ziegel schon zu viele Stunden.
Vielleicht ein andermal.
Also: Zwischenstand mit Rücklichtern und Lüftungsöffnungen an der C-Säule:
Und dann kam der Moment, wo ich mir eine Verbessung der Optik durch Spritzfüller erhofft hatte.
Das nächste Fiasko.
Bei der geplanten letzten Korrektur-und-Teil-Besprühung bin ich zu ungeduldig und fabriziere Tropfen an die Wagenseite.
Also nochmal Schleifen und Füllern.
Die Kratzer und Schleifspuren sind jetzt weg, dafür unterstreicht der seidenmatte Glanz jede Unebenheit an den Oberflächen.
Eine klein Delle in der Motorhaube wird noch verfüllt, dann steht fest:
Gut genug für Garten-Deko ist er.
Teil 2: Think Positive fürs Negativ
Der ganze Aufwand für ein einziges Modell aus Gips, das nicht wetterfest sein wird, ist natürlich auch für mich nicht vertretbar. Das Wort "Beton" kommt ganz mit Absicht im oberen Teil vor.
Für den Abguss mit 2-Komponenten-Silikon wird die Urform eingehaust. Dafür bevorzuge ich Lego.
Meine Silikon-Vorräte gehen zur Neige, und das Zeug ist nicht wirklich ein Schnapper, also wird die Form optimiert.
Da die Abgussmasse auch in feine Ritzen eindringt, muss die Lego Form bei Übergängen mit Dachsteinen und inversen Schrägsteinen gemacht sein.
Sonst nimmt die Masse undefinierte Wege, und die Umhausung ist nur mehr schwer zu zerlegen.
Das Ganze ist quasi mit einem seitlichen Einstieg versehen. Bevor das Urmodell hinein kommt, wird die Lego-Form noch gut mit Vaseline eingeschmiert.
Sie dringt in die Zwischenräume ein und verschließt diese halbwegs gut, sodass die Abgussmasse nicht durchrinnt.
Das Modell hat kaum nennenswerte Hinterschneidungen, ich werde es riskieren und auf einmal abgiessen.
Sorgen machen eigentlich mir nur die Außenspiegel und der Auspuff.
Es geht los:
Natürlich hab ich mich bei der Menge beim ersten Guss noch verschätzt und muss nochmal anmischen und nachgießen.
Nicht ganz ein Liter der 2-Komponentenmasse hat trotz Sparbauweise der Umhausungsform noch Platz.
Nach knapp einer Stunde ist die hellgrüne Masse hart. Oder besser: trocken. Es bleibt Silikon und schwabbelig.
Entnahme des Seitendeckels:
Die Luftblasen rechts sind natürlich gar nicht gut, sowas auf der Oberfläche würde Pickel am Gussteil ergeben.
Ist aber alles im hellgrünen Bereich, an der Oberfläche ist alles glatt gegangen, im doppelten Wortsinn.
Das Negativ ist fertig, die Legosteine voller Vaseline machen ein lustiges Konzert in der Waschmaschine.
Das Urmodell läßt sich ziemlich unkompliziert aus der Form fischen, auch wenn, wie befürchtet , die Außenspiegel bei der Demontage vorerst einmal abbrechen.
Auf zum Baumarkt, Zement und Sand für den Beton besorgen !
Zwischenspiel: die Silikonform
Gefüllt mit Beton, mit dem Prägestempel der nach ein paar Stunden in das feuchte Material gedrückt wird:
(Das ist ein Artikel zum Tortendekorieren, der im 1€-Shop mal mitgegangen ist).
Teil 3 - Spieglein an der Wand und andere Sorgen
Also, voller Elan einen 40kg-Fertigbeton-Sack mit Faserarmierung in den Keller gewuchtet und das Betonlabor eröffnet.
Und nach der ersten Entnahme zeigt sich schon: hier gibt es wieder was zu lernen.
Der Beton ist nicht nur schwer für die Wirbelsäule, auch die Silikon-Form ist zu schwach. Eine unförmige "Power-Hutze" entsteht auf der Motorhaube - da muss nachgebessert werden. Außerdem darf man das Betonauto nicht zu bald aus der Form nehmen. Wenn die Masse noch nicht durchgehärtet ist, verbleiben essentielle Teile des Modells in der Gussform, wie z.B die Stoßstangen.
Das mit den vielen Luftblasen im fertigen Modell wird auch noch besser werden müssen. Die Spiegel wollen einfach nicht halten, nicht einmal bei einer Armierung mit Draht. Ich gehe davon aus, dass der Beton dort nur ganz schlecht aushärten kann, weil das ziemlich tief in der Gussform liegt, und die Feuchtigkeit doch nur über die Einfüllöffnung - also die Bodenplatte - entweichen kann.
Für die Luftblasen hab ich aus einem alten 12V-Kompressor einen Rüttler gebaut. Die Gussform steht flexibel auf Schaumstoff, und mittels Labornetzteil läßt sich die Frequenz der Vibration einstellen. Für die Spiegel habe ich zwischenzeitlich aus einer Feinsteinzeug-Platte Einzelteile geschnitten und eingegossen. Das funktioniert perfekt. Der Haken ist nur: der Zuschnitt dauert lange, und mit einer einzigen Dremel-Diamantscheibe lassen sich nur etwa 4 Spiegel zuschneiden, bevor sie hinüber ist. Die aktuelle Versuchs-Anordnung ist mit Fugenmasse (für Fliesen) und einer separaten Form. Das wäre insofern ganz witzig, da die Oberfläche - also dort, wo der Spiegel ist - leicht glänzend bleibt.
Der Auspuff scheint, abgesehen von den Blasen, keine Kopfschmerzen zu verursachen (Original & Abguss).
Irgendwie wird das schon werden ....
Ein Stück hat übrigens satte 3 Kilo.
Die Tendenz geht zu diesem Zeitpunkt Richtung länger rütteln sowie einer anderen, feineren Betontype (Sicht- und Dichtbeton) und einer längeren Trocknugnszeit vor der Entnahme.
Zwischenspiel - Natürliche Rundungen mit Silikon nachbauen
Wie ist das eigentlich mit dem Silikon? So:
Gefüllt mit Beton, mit dem Prägestempel der nach ein paar Stunden in das feuchte Material gedrückt wird:
(Das ist ein Artikel zum Tortendekorieren, der im 1-Euro-Shop mal mitgegangen ist)
Hier die Nummer 5, frisch aus der Form geschlüpft:
Die Spiegel aus Fugemasse sind top!
Rütteln für 1 oder 2 Stunden macht kaum einen Unterschied,
diesmal war der Beton vermutlich auch ein wenig zu trocken. Mit dem hier bin ich schon etwa zu 90% zufrieden.
Teil 4: Serienproduktion mit Kinderkrankheiten
Mittlerweile bin ich beim Gussmaterial auf "Dicht-und Sichtbeton" umgestiegen,
gieße die Form in 3 Schritten aus und rüttle zwischen jeder Schicht etwa 1 Stunden.
Unterdruck macht ein Staubsauger, aber ich glaube, das ist eher eine Placebo-Partie.
Die Ergebnisse sind brauchbar, aber noch nicht perfekt.
Das mit den verdammten Luftblasen ist so eine Sache,
nicht umsonst gibt es Entschäumer, Fließmittel und Entlüfter,
die perfekt dosiert und homogen untergemischt f¨r den Profi ein tolles Resultat ergeben.
Aber ob ich als Laie in 3 Kilo Beton 0,012 Liter Entschäumer
genau genug verteilen kann, das weiß ich nicht.
Dort, wo die Luftblasen nicht in der Kontur hängenbleiben, wird die Oberfläche schon ziemlich gut.
Also auf Motorhaube, Dach und Kofferdeckel.
Auf den Seitenwänden kann ich mit ein paar Blasen gut leben
Teil 5: Zwischenziel erreicht
Wer sich schon seit Anbeginn gefragt hat "Wozu das Ganze?", hier ist die Antwort.
Der Vorbesitzer meines Hauses hat am Vorplatz ein Blumenbeet angelegt, wo aber keine Blumen wachsen,
weil keine Sonne hinkommt.
Also hab ich dort schon vor Ewigkeiten helle Kiesel eingefüllt und statt den bunten Blumen bunte
Steine hineingegeben. Sieht nett aus, und im Ort ist es nun als das "das Haus mit den bunten Steinen davor" bekannt.
Dort gibt es nun eine standesgemäße Ergänzung.
Unbemalt sind die Dinger also ab sofort erhältlich.
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Es besteht kein Zusammenhang mit der Ford Motor Company Austria.